Kettenbrecher
Motivation

Berufliche und finanzielle Freiheit

Im ersten Teil des Beitrags habe ich für mich herausgearbeitet, warum ich nicht mehr länger als Angestellter arbeiten will. Im zweiten Teil des Beitrages geht es jetzt darum, wie ich aus dem Hamsterrad herauskomme und wie ich mein Ziel der beruflichen und finanziellen Freiheit erreiche.

Grob gesagt drehen sich die Möglichkeiten, (im Internet) Geld zu verdienen darum, physische oder digitale Produkte bzw. Inhalte (Content) herzustellen, zu bewerben und zu verkaufen, Dienstleistungen zu erbringen oder zu zocken.

Die folgenden Säue werden u.a. durch das digitale Dorf gejagt:

  1. Affiliate Marketing
  2. Amazon FBA (bzw. Dropship mit Shopify)
  3. eBook oder Online-Kurs
  4. (Live-) Streaming
  5. Online-Marketing-Agentur (bzw. Consulting)
  6. Day-Trading
  7. Glücksspiel
  8. Das (oder der 😀) gute alte Blog

Affiliate-Marketing

Affiliate Marketing war einer der ersten Megatrends in Sachen „Geld verdienen im Internet“. Heute sind die Google Suchergebnisseiten voll mit Test- und Vergleichsseiten, die Informationen zu irgendeinem Thema bieten und dann auf Produktseiten auf Amazon verlinken. Aber fremde Produkte und Dienstleistungen zu empfehlen, weil man damit Geld (Provisionen) verdienen könnte, ist für mich kein nachhaltiger Ansatz. Das sieht man schon daran, dass die Seitenbetreiber an vorderster Stelle auf die Bestseller oder die Produkte mit der höchsten Provision verlinken. So dass es nicht mehr um die Empfehlung, sondern um das Abkassieren geht. Affiliate Marketing macht für mich erst dann Sinn, wenn ich z.B. als Blogger eine gewisse Reichweite habe und seriös bestimmte Dinge empfehlen kann, weil sie mir tatsächlich das Leben erleichtern.

Dazu kommt: wenn man bei Null anfängt, ist die Gefahr sehr groß, dass sich andere an einem bereichern. Es sind viele Bauernfänger mit lautstarken Versprechungen unterwegs, wonach man ohne Kenntnisse und ohne eigene Produkte (erfolg-)reich werden kann. Aber reich werden mit dem üblichen „Kaufe meinen Kurs“ & „Vermarkte mein Produkt“ – Geschäft vor allem die (Content-) Ersteller und ggf. ein paar der ersten „Jünger“.

Amazon FBA

Hier feiert sich die frühe Szene selbst, dass es ihnen ab 2016 (bei geringem Wettbewerb) gelungen ist, Konsumgüter wie Autofelgenbürsten billig in China einzukaufen und teurer bei Amazon in den USA oder Europa zu verkaufen. Sie geben Kurse und lehren, wie man Nischen findet, Produkte sourced, Produkt-Listings und PPC-Kampagnen optimiert. Ich will nicht sagen, dass das nicht funktionieren kann. Ich denke aber, dass viele (neuen) FBA-ler am ROI oder am nötigen Cashflow scheitern dürften (Stichwort: Vorfinanzierung). Jüngst hat „Corona“ gezeigt, wie schnell man alt aussieht, wenn Amazon die eigenen Waren nicht priorisiert und das eigene Kapital in nicht verkäuflicher Ware gebunden ist.

Weiterhin sollte man sich dessen bewusst sein, dass die chinesischen Hersteller mittlerweile selbst im großen Stil als Verkäufer auf Amazon auftreten. Es wird immer schwerer, da noch eigene USPs zu entwickeln. Wenn der chinesische Verkäufer den deutschen Markt genauso schnell beliefert, vergleichbare Listings hat, Top-Bewertungen kauft und den besten Preis bietet, wird bei einigen FBAlern der Business Case bald der Vergangenheit angehören (lesenswert: ecomcrew). Und neben den chinesischen Herstellern gibt es auch deutsche Player wie kw-commerce, die dir tagtäglich mit ihren ausgefeilten Systemen und Netzwerken sowie mit ihrer Expertise die Butter vom Brot nehmen.

eBook / Onlinekurs

„Paid eLearning“ ist neben Affiliate und Amazon FBA ein weiterer „Megatrend“, der von den USA nach Deutschland herübergeschwappt ist. Zuletzt hatte ich das Gefühl, dass jetzt jeder einen selbst erstellten Kurs bei udemy verkaufen will. Aber alleine die Suchanfrage nach meinem bisherigen Thema: „Onlinemarketing Kurs“ mit ihren 10.000 Treffern zeigt, dass auch hier (wie bei Amazon) gilt: „der frühe Vogel fängt den Wurm“ und „the winner takes it all“. Man muss sich schon ernsthaft fragen, was man dem bestehenden Angebot noch an Wissen, Tipps oder didaktischer Raffinesse hinzufügen kann, um damit dauerhaft erfolgreich zu sein. Gerade in Folge des Corona Lockdowns 2020 scheint es zudem einen großen Preisverfall gegeben zu haben.

(Live-) Streaming

Das Schreiben von eBooks und das Erstellen von Onlinekursen sind zwei Möglichkeiten, als so genannter „Content-Creator“ Geld zu verdienen. Zu dieser Spezies zählen auch die vielen Video-Produzenten, die sich mit ihren Kanälen zu allen möglichen (Nischen-) Themen an ihre Zielgruppe („Audience“) richten. Von Autos über DIY und Verschwörungstheorien ist für alle was dabei. Sehr lukrativ sind Themen, die sich an Kinder und Jugendliche richten, z.B. Beauty und Gaming. Wer ein Gefühl dafür bekommen möchte, werfe einen Blick auf socialblade. Dort kann man sich die Top-Channels (Youtube, Twitch, etc.) nach Plattform und Land anschauen, inklusive der geschätzten Einnahmen. Für extrovertierte Menschen mit Kreativität und der Bereitschaft, das Private öffentlich zu machen, ist das durchaus eine Option.

Onlinemarketing-Agentur

Auch beim viel gepriesenen Gründen einer Onlinemarketing-Agentur sehe ich Trends, die für mich dagegensprechen. Zum einen bauen immer mehr Unternehmen Inhouse-Kompetenzen auf und zum anderen machen Google, Facebook, Amazon und Co. gewaltige Fortschritte mit ihren automatischen Kampagnen (machine learning). Es gibt nach meinem Eindruck immer weniger „low hanging fruits“, die man als Einzelkämpfer braucht, um neue Kunden schnell zu begeistern. Und die wenigen lukrativen Kunden sind immer stärker umkämpft. Schnell sitzt man in der „Falle“ und investiert viel zu viel Zeit für Kunden mit viel zu wenig Potential und (im worst case) mit schlechter Zahlungsmoral.

Da es aber weiterhin zu wenig Kompetenz in den Unternehmen gibt, v.a. was die Digitalisierung anbelangt, verlagern sich immer mehr digitale Entrepreneure auf das Consulting. Wer sich damit in seiner Nische einen Namen macht, dem winken Keynotes auf Kongressen und hohe Tagessätze.

Trading

Ein weiterer Hype der letzten Jahre ist das Day-Trading, bei dem man auf Veränderungen von (Wechsel-) Kursen wettet. Beim Forex-Trading geht es z.B. um den Tausch von FIAT-Währungen (z.B. EUR-USD), aber ich zähle zur Vereinfachung auch Krypto-Währungen (BTC-USD) dazu. Darüber hinaus kann man mit CFDs auf alle möglichen Kursveränderungen wetten. Gerade in Zeiten großer Volatilität soll man mit dem „traden“ sehr viel Geld verdienen können. Aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt: wer sich in dieses Terrain wagt, dem muss klar sein, dass er es mit abgezockten Profis zu tun bekommt, die nur darauf warten, das „stupid money“ der Glücksritter einzusammeln. Wer seine Emotionen nicht im Griff hat, kein erprobtes System verwendet und sein Hirn auch nur für einen Moment ausschaltet („Gier frisst Hirn“), kommt schnell unter die Räder.

Erstaunlicherweise lassen sich viele nicht abschrecken, obwohl die Anbieter explizit auf das hohe Risiko hinweisen. Der Anbieter eToro schreibt (kein Witz): „75% der Konten von Privatanlegern verlieren Geld, wenn sie CFDs von diesem Anbieter handeln“. Man selbst will einfach nicht zu den 75% gehören, die ihr eingesetztes Kapital verlieren. Aber warum eigentlich?!

Glücksspiel

Aus meiner Sicht ist es v.a für unerfahrene “Investoren” vom Day-Trading zum Glücksspiel nicht weit. Auch hier ist der Wunsch und damit die Nachfrage der Träumer groß, mit wenig eigenem Aufwand dem Hamsterrad zu entfliehen.

Ich bin der Versuchung tatsächlich auch schon erlegen und brauchte offensichtlich den Schmerz als Lehrmeister. „Am Ende gewinnt immer die Bank“ heißt es so schön und gemeint sind damit natürlich die Betreiber der Plattformen, die sich mit den Kommissionen dumm und dämlich verdienen. Also wenn schon Glücksspiel, dann z.B. als Inhaber eines Casinos, das eine Lizenz vorzuweisen hat.

Sofern der Gesetzgeber das Online-Glücksspiel in Deutschland neu regelt, ist das vermutlich keine so abwegige Geschäftsidee (Online-Glücksspiele künftig legal).

Langer Rede kurzer Sinn: ich persönlich sehe nicht, dass mich die beschriebenen Möglichkeiten meinem Ziel der beruflichen und finanziellen Freiheit näherbringen. Damit will ich nicht sagen, dass es für andere nicht funktionieren kann. Der Onlinehandel boomt und auch Amazon wächst weiter. Es bietet sich weiterhin die historisch einmalige Möglichkeit, Millionen von Kunden (weltweit) zu erreichen (iwd). Das Gleiche gilt für das eLearning und für Media-Software-Agenturen und Consultants, die ihren Kunden wirklich weiterhelfen. Nie zuvor gab es die heutigen Möglichkeiten, ein digitales Business aufzubauen – das nötige Knowhow und zahlreiche Tools gibt es mehr oder weniger kostenlos im Netz.

Wenn ich jedoch dauerhaft die Motivation für meinen Ausbruch aus dem Hamsterrad aufbringen will, muss ich mir eine entscheidende Frage stellen:

Kann ich mich damit identifizieren, „Autofelgenbürsten bei Amazon“ zu verkaufen (=Platzhalter)? Denn die Aussicht, Geld zu verdienen, reicht nicht, um mich auf Dauer zu motivieren. Ich möchte mich mit etwas befassen, das mich interessiert und ich möchte in irgendeiner Form einen Wert stiften. Meine Leidenschaft muss auch für andere relevant sein, sonst wird das Ganze niemals Früchte tragen.

Um sich diese Frage für sich zu beantworten, empfehle ich die folgenden Vier-Felder-Grafik:

Bedarf und Mehrwert
Abb. 03: Relevanz

Auch hierbei handelt es sich wieder um eine Typisierung mit entsprechenden Grauzonen. Für mich ist an der Stelle klar: es macht wenig Sinn, ein x-beliebiges Produkt herzustellen und zu verkaufen, das leicht zu kopieren ist und keinen echten Mehrwert für die angesprochene Zielgruppe bietet. Da ist der Flopp vorprogrammiert. Und wenn ich etwas Außergewöhnliches kann und es interessiert keinen, komme ich auch nicht voran. Um mit einer Liebhaberei frei zu werden, muss man schon fast Pablo Picasso heißen.

Der obere linke Quadrant steht für die meisten Konsumprodukte: sie sind nicht existenziell wichtig, erfreuen sich aber einer großen Beliebtheit. Aufgrund der enormen Konkurrenz ist man dort permanent einem enormen Preisdruck ausgesetzt und kämpft um jeden Prozentpunkt der eigenen Marge. Was nicht heißen soll, dass es keine Ausnahmen gibt. Ein jüngeres Beispiel sind die tonies. Eigentlich waren schon alle Haushalte mit Kinder-CDs und Hörbüchern ausgestattet, aber scheinbar haben viele Konsumenten auf eine solche „Innovation“ gewartet.

Der beste Business Case ist meiner Ansicht nach der potentielle High-Flyer, also ein einzigartiges Produkt für das es einen großen Markt gibt (z.B. Tesla). Wenn man über besondere Skalierungsfähigkeiten oder Talente verfügt, kann man auch mit einem Massenprodukt oder einer Liebhaberei beruflich und finanziell frei werden. Aber in jedem Fall muss es für einen selbst relevant sein („Energy flows, where attention goes“).

Da ich in den letzten zehn Jahren kein einziges Produkt „realisiert“ habe, das einen großen Bedarf deckt und einzigartig ist, kam ich ins Grübeln. Es muss doch noch eine weitere Möglichkeit geben, beruflich und finanziell frei zu sein. Man kann ja nicht ewig darauf warten, dass man von einer anderen Person ins Boot geholt wird, die eine zündende Geschäftsidee hat.

So landete ich schließlich beim letzten Punkt der Aufzählung, dem „bloggen“. Der Beruf des Bloggers ist mir schon hunderte Male begegnet, aber merkwürdigerweise habe ich das noch nie ernsthaft für mich in Betracht gezogen. Vermutlich weil man als Blogger im Erfolgsfall eine „öffentliche Person“ werden könnte oder weil man Angst davor hat, dass die Leute einen Scheiße finden. Oder einfach, weil ich nicht wusste, worüber ich schreiben sollte. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr erkannte ich den „Match“.

Als Blogger kann ich nebenher starten (geringes Risiko). Ich kann mich mit dem befassen, was mich interessiert und zu den Zeiten arbeiten, zu denen ich möchte. Im Idealfall resultiert daraus irgendwann ein Unternehmen. Bloggen ist also durchaus eine Möglichkeit, dem Ziel der beruflichen und finanziellen Freiheit näher zu kommen.

Von all den Themen, die mich interessieren, ist es vor allem das Thema „Investieren“, das auf mich einen großen Reiz ausübt. Als Investor kann man sein Kapital „arbeiten“ lassen. Als Investor kann man sich fortwährend mit neuen Ideen und Entwicklungen beschäftigen (Stichwort: Lebenslanges Lernen). Als Investor kann man sich mit Menschen umgeben (oder in diese investieren), die leistungsbereit und fähig sind. Ich gehe davon aus, dass ich über einige der notwendigen Fähigkeiten verfüge (Lesen, Schreiben, Rechnen 😜) und mir alle noch nicht vorhandenen Skills aneignen kann.

Nun bin ich aber „leider“ ein Anfänger in Sachen Investments, so dass ich mir nicht anmaße, anderen Menschen Anlageempfehlungen zu geben. Ich bin auch kein Finanzberater. Aber ich denke, dass viele Menschen da draußen Anfänger in Sachen Investments sind und dass aktuell das Interesse bei vielen Menschen zunimmt. Mehr und mehr Menschen erkennen, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, um nach der Erwerbszeit ein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu führen. Und dass es in dauerhaften Zeiten niedriger Zinsen nicht zielführend ist, wenn man seine Ersparnisse bei der Bank ablegt. Zumindest dann nicht, wenn man ein Vermögen aufbauen möchte, von dem man später gut leben kann.

Und gleichzeitig gibt es für Anfänger so viele Gefahren, das (wenige) zu investierende Kapital zu verlieren. An dieser Stelle kann ich vielleicht etwas „Wertvolles“ beitragen. Indem ich andere daran teilhaben lasse, welche Erkenntnisse und Erfahrungen ich auf meinem Weg zum erfolgreichen Investor sammle. Leserinnen und Leser meines Tagebuchs können sich u.U. die Zeit sparen, die ich selbst dafür aufbringen muss, um Fortschritte zu erzielen. Und sie können Fehler vermeiden, die ich selbst gemacht habe und müssen dann hoffentlich weniger Lehrgeld bzw. Deppensteuer zahlen (mein Lieblingsbegriff von Gerald Hörhan).

Alles in allem komme ich also zu der Schlussfolgerung, dass ich mein Ziel der beruflichen und finanziellen Freiheit erreichen kann, wenn ich mir das Ziel setze, Investor zu werden und andere an meinem Weg teilhaben lasse. Mein Ziel ist der Aufbau eines Vermögens durch das systematische (!) Aufspüren von möglichst vielen „Perlen“ für kurz- mittel- und langfristige Investitionen.

Ich schließe mit meinem Commitment:

Ich werde im Anleger-Tagebuch nur Inhalte verfassen, die für mich einen Mehrwert bieten (kein Clickbait), offen und transparent schreiben und nicht aufgeben, bevor ich beruflich und finanziell frei bin.

PS: Ich hoffe, dass ich meine Leserinnen und Leser inspirieren kann und auf diesem Wege Gleichgesinnte finden werde. Gemeinsam erfolgreich zu sein, macht noch mehr Spaß!

Im ersten Schritt werde ich mich mit dem Ort auseinandersetzen, an den sich die meisten Investoren begeben: die Börse. Das Ziel dabei ist zunächst eine Bestandsaufnahme, entsprechend lautet der Beitrag Status Quo Vadis.

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