Raus aus dem Hamsterrad
Wenn es um neue Projekte geht, ist oft von „Commitment“ die Rede. Es geht dabei um die Identifikation mit einer Sache und um die Verpflichtung, sich der Sache dauerhaft und mit Nachdruck zu widmen. Am Ende steht dann (in der Theorie) der angestrebte Erfolg.
Dieser Beitrag ist mein Commitment für das Anleger-Tagebuch. Er erklärt, warum ich genau jetzt und genau zu diesem Thema einen Blog starte.
Bis heute habe ich vor allem das gemacht, was die meisten machen: Schule, Ausbildung/Studium, Erwerbsarbeit. Nach einigen Jahren als Angestellter stellte ich fest, dass mir ein paar Dinge nicht passen. Zum einen will ich nicht weisungsgebunden sein, wenn ich der Ansicht bin, dass ein anderer Weg der Bessere oder eine andere Aufgabe die Wichtigere ist. Zum anderen möchte ich sowohl die Früchte ernten, wenn es gut läuft, als auch den Kopf hinhalten, wenn es nicht gut läuft (um zu wachsen). Alles andere fühlt sich so an, als ob man in seinem eigenen Leben nur die Nebenrolle spielt.
In einem Job gibt man schlicht die Verantwortung für das eigene finanzielle Auskommen an andere ab und bekommt im Gegenzug keine Garantie (unbefristet hin oder her), dass der Arbeitsplatz oder die Rente sicher ist. Und die Unternehmenslenker können genauso falsche Entscheidungen treffen wie man selbst. Auch die Rahmenbedingungen können sich von heute auf morgen in einer Weise ändern, die viele sicher geglaubte Arbeitsplätze verschwinden lassen (siehe die “Corona-Krise” 2020).
Ich kann mich heute nur noch darüber wundern, dass ich lange Jahre der falschen Überzeugung war, ein „Job“ sei sicherer als das Arbeiten auf eigene Rechnung. Das ist ein Trugschluss, den die vermeintlichen „Vorbilder“ aus dem eigenen Elternhaus (Angestellte) und der Schule (Beamte) in mein junges Gehirn gepflanzt haben. Diese Menschen haben nie wirklich den Kopf hingehalten und von der Freiheit gekostet (später mehr) – wie sollen sie einem Kind oder Jugendlichen da ein Vorbild sein?
Neben dem Versteckspiel beim Arbeitgeber ist es meiner Ansicht nach auch falsch, das Auskommen am Lebensabend in die Hände des Staates zu legen. Man muss sich nur die demographische Entwicklung anschauen. Wenn die Baby-Boomer ab 2030 verstärkt in Rente gehen – dann könnten in Zukunft doppelt so viele Rentner auf einen Beschäftigten kommen wie in den vergangenen Jahrzehnten (WELT). Dazu ächzen bereits heute zahlreiche Konzerne unter den Pensionsverpflichtungen, die immer mehr aufs Geschäft drücken. Und zu allem Überfluss kommt die kapitalbildende Lebensversicherung auch kaum noch in Frage, da sie heute nur noch ein Echo der Vergangenheit ist (Stiftung Warentest).
Ein weiterer Aspekt ist die berufliche Qualität der anderen Lohnarbeiter, mit denen man (mal mehr mal weniger) zusammenarbeitet. Wenn man sieht, wie Einige in ihrem Job weder effektiv noch effizient arbeiten, können einem die Tränen kommen. Und so ein „Team“ ist ja häufig bunt gemischt wie eine Tüte Gummibärchen. Bei diesen sind auch immer Favoriten dabei, während andere kaum Appetit machen.
Aus Sicht der Arbeitgeber wird die Mischung gebraucht – es können ja nicht alle Mitarbeiter/innen nur „Leader“ oder Wasserträger sein. Aus Mitarbeitersicht muss ich klar sagen, dass ich am liebsten mit Profis arbeite. Also mit leistungsbereiten, engagierten, lernwilligen und (emotional) intelligenten Menschen, die sich selbst nicht so wichtig nehmen und den gemeinsamen Erfolg über alles stellen. Wer eine gute Idee hat spielt keine Rolle – solange die Idee das Licht der Welt erblickt.
Die Realität sieht meiner Erfahrung nach aber häufig so aus:
Natürlich ist das eine typisierte Darstellung, d.h. es geht nicht darum, dass man jede Person eindeutig verorten kann. Mir fallen dennoch genug Beispiele für die einzelnen Quadranten ein. Mit den “Abwesenden” meine ich diejenigen, die keinerlei Antrieb haben und sich wahlweise aufs Wochenende oder auf die Rente freuen. Unter den “Möchte-Gerns” sind diejenigen zu finden, die sich selbst überschätzen, zu viel reden und zu wenig (an sich selbst) arbeiten. Bei den “Underperformern” hat man es wahlweise mit Besserwissern, Bedenkenträgern oder Lästerern zu tun. Sie leisten weniger als sie könnten und schädigen dabei noch das Betriebsklima.
Immerhin sind dies alles keine hoffnungslosen Fälle, denn mit dem richtigen „Wollen“ kommt irgendwann auch das „Können“. Jedenfalls arbeite ich am liebsten mit “Top-Leuten” zusammen oder mit Menschen, die dorthin wollen. Und diese Menschen scheinen unter Unternehmern häufiger anzutreffen zu sein.
Mein größtes Problem an meiner Job-Tätigkeit war jedoch, dass ich mir aus der Angst vor dem eigenen Versagen nichts zutraute. Daher stellte ich mir immer häufiger die Frage, ob ich es nicht auch alleine hinbekomme. Nach einigem Zaudern machte ich mich im Jahr 2017 als Freelancer im Onlinemarketing nebenberuflich selbstständig. Die Freude über meine erste Rechnung (bzw. deren Bezahlung durch meinen Kunden) war groß und das Gefühl unbezahlbar.
Die anfängliche Euphorie verflog jedoch schnell, als mir klar wurde, dass ich als Selbständiger mehr Rücklagen bräuchte, um mein bisheriges Einkommen zu erreichen. Als „Ernährer“ einer Familie kam es für mich nicht in Frage, die ersten Monate oder Jahre der Selbstständigkeit mit einem Kredit zu finanzieren.
Zudem stellte ich fest, dass ich auch als Selbstständiger nicht viel gewinne, da ich eher mehr arbeite und die Work-Life-Balance leidet. Zudem realisierte ich bald, dass ich als mein eigener Angestellter („self-employed“) weiterhin Zeit gegen Geld tauschte. Zeit gegen Geld zu tauschen, heißt, dass ich nur dann Einnahmen habe, wenn ich meine Dienstleistung erbringe. Das unterscheidet sich nicht wesentlich davon, nur dann einen Lohn zu erhalten, wenn man stempeln geht. Der Druck „Geld verdienen zu müssen“ war also weiterhin da und ich musste auch für Kunden oder Projekte arbeiten, für die ich eigentlich nicht arbeiten wollte.
Es mag ein paar Soloselbstständige geben, die frei entscheiden können, wann sie welches Projekt mit welchem Kunden umsetzen. Und es mag auch ein paar Soloselbstständige geben, die aufgrund ihrer frühen Expertise und gelungenen Selbstvermarktung in einer wachsenden Nische hohe Stundensätze veranschlagen können. Nicht zuletzt handelt es sich bei diesen Menschen häufig um sehr gute Netzwerker. Ich denke jedoch, die Mehrheit der Solo-Selbstständigen kämpft einen täglichen Kampf um die eigenen Kunden, um die Höhe des Stundensatzes und um die Work-Life-Balance (Home-Office). Gerade die Stundensätze erodieren in Zeiten von fiverr und Co., weil die globale und nicht minder fähige Niedriglohn-Konkurrenz nur einen Klick entfernt ist.
Wenn ich mir nicht aussuchen kann, mit wem ich wann an was arbeite und wenn ich nicht genug verdiene, um monatlich einen vierstelligen Betrag sparen und investieren zu können, dann macht die Soloselbstständigkeit für mich keinen Sinn. Denn dann bleibe ich weiterhin im „Hamsterrad“ und werde nie beruflich und finanziell frei (Definition folgt). Aber genau das habe ich mir nach zehn Jahren Hamster-Dasein zum Ziel gesetzt.
Die Antwort auf die Frage, wie man aus dem Hamsterrad kommt, ist hinlänglich bekannt. Kurz gesagt, gibt es diejenigen (die Masse), die gegen Lohn arbeiten und teilweise auf Kredit die zahllosen Waren und Dienstleistungen konsumieren, von denen man die meisten nicht wirklich braucht. Und dann gibt es diejenigen, welche die Waren und Dienstleistungen produzieren und aus diesem Grund die Arbeiter und Angestellten (nebst Maschinen und Anwendungen) für sich arbeiten lassen.
Schließlich gibt es noch diejenigen, die ein bedingungs- und teils leistungsloses „Grundeinkommen“ erhalten. Dabei handelt es sich um die Erben, die die Früchte der Leistungen ihrer Vorfahren ernten. Sie lassen die geerbten Unternehmen, Immobilien bzw. das geerbte Kapital für sich arbeiten. Als (Dividenden-) Aktionäre, Vermieter und Investoren fließt der Cash beständig und sie sind von Geburt an finanziell frei.
Somit ergibt sich das folgende Bild:
Auch hier handelt es sich um eine Typisierung, bei der es nicht um absolute Aussagen geht. In der Realität gibt es viele Mischformen und Abstufungen. Aber selbst ein Besserverdiener kommt oft nicht aus dem (goldenen) Hamsterrad, weil seine Lebenshaltungskosten mit dem Einkommen steigen. Und wie alle anderen arbeitet auch er weisungsgebunden und macht am Ende v.a. den Arbeitgeber bzw. die Aktionäre reicher. Somit sind auf der linken Seite im Grunde genommen die wenigsten finanziell frei und in der unteren Hälfte die wenigsten beruflich frei.
Finanziell frei sein zu heißt für mich, dass ich jeden Monat mein komplettes Einkommen aus meiner Erwerbsarbeit sparen könnte. Das mag für manche komisch klingen, aber für mich war es ein Aha-Effekt, den mir Bodo Schäfer bescherte. Dieses Ziel ist erreicht, wenn ich meinen Lebensunterhalt aus den Erträgen meiner Investitionen bestreiten kann. Also beispielsweise aus Zinsen, Mieteinnahmen und Dividenden, etc.
Diese Zahlungen fließen rund um die Uhr (Cash-Flow), also auch dann, wenn ich selbst nichts tue. Womit ich den Tausch „Zeit gegen Geld“ beenden kann. Damit will ich nicht sagen, dass ich faul auf der Haut liegen will. Im Gegenteil: viele erfolgreiche Unternehmer lieben es, an (!) ihrem Unternehmen zu arbeiten und empfinden es nicht als Arbeit.
Beruflich frei zu sein heißt für mich, dass ich mit zielorientierten, leistungsbereiten und wohlwollenden Menschen an denjenigen Dingen arbeiten kann, die uns gemeinsam Freude bereiten. Und dass ich meiner Leidenschaft Raum geben und meine Potentiale entfalten kann. Ich glaube nicht, dass die meisten Erben das von sich behaupten können, weil es sich dabei um eine reflektierte Entscheidung handelt, die dann auch umgesetzt werden muss.
Die besten Chancen auf berufliche und finanzielle Freiheit hat meiner Ansicht nach der Typ „Unternehmer“. Die gute Nachricht ist, dass alle drei anderen Typen jederzeit die Möglichkeit haben, unternehmerisch tätig zu werden. Vor allem in der heutigen Zeit mit den vielfältigen (digitalen) Möglichkeiten.
Wenn ich als Angestellter mein “eigenes” Geld verdienen möchte, dann lande ich als „digital native“ schnell auf Webseiten mit den „besten Möglichkeiten, im Internet Geld zu verdienen“.
Welche das sind und wie ich dazu stehe, damit befasse ich mich im zweiten Teil dieses Beitrags, den ich mit meinem Commitment abschließen werde.